Regionalgruppe Vogtland

Satirische Reflexionen

Zuweilen passieren Dinge, die mag man gar nicht glauben. Wir eifern daher Till Ulenspiegel nach und halten dem geneigten Publikum gleichnamiges Utensil vor die Nase, egal, ob es sich darin wiedererkennen mag oder nicht. Jeder darf sich hier auf Kosten anderer amüsieren. Solange, bis er selber dran ist. Dann gilt es, die Contenance zu wahren. Allfällige Beschwerden, Richtigstellungen oder gar Beifall nimmt die Redaktion gerne über unser Kontaktformular entgegen. Aussichtslos und rausgeschmissenes Geld jedoch ist das Verfassen von Abmahnungen mit strafbewehrten Unterlassungserklärungen. Lohnender ist es, Tucholsky zu studieren: "Was darf Satire? - Alles." Wer so etwas nicht mag, liest am besten gar nicht erst weiter.

Im Reisezentrum

Kunde: „Guudn Daach!“
Kundenberater: „Halloo! Was kann ich für Sie tun?“
Kunde: „Isch will ä Neunundvierzscheurodicket.“
Kundenberater: „Super! Mit dem Deutschland-Ticket sparen Sie Geld und Ceh-Oh-Zwei!“
Kunde: „Isch fahr nämlich immer in de Bilze nauf nach Scheneck. Und des wird mr langsam ze deuer. Eschal de Preiserhöhungen jeds Goar.“
Kundenberater: „Genau. Und deswegen wollen Sie auf unser kundenfreundliches Angebot umsteigen. Prima!“
Kunde: „Nu ähm. Also, gähm se mir n Euro raus, ich hab hier nen Fuffzschor.“
Kundenberater: „Wir möchten gern die Kundenzufriedenheit erhöhen und das Angebot des Nahverkehrs passgenau für den Bedarf entwickeln, deswegen …“
Kunde: „Schee un guud, aber hinner mir stedt scho ä Schlang, kemmer ferrdsch wern?“
Kundenberater: „… deswegen kann ich Ihnen leider nicht so einfach einen Fahrschein verkaufen.“
Kunde: „Hä?“
Kundenberater: „Die Bundesregierung hat nach monatelangem Ringen beschlossen, dass dieses Angebot, welches ja einer Revolution im föderalen Nahverkehr gleichkommt, ausschließlich durch neue innovative Vertriebswege adäquat abgebildet werden kann.“
Kunde: „Hä?“
Kundenberater: „Die Digitalisierung der Wirtschaft eröffnet vollkommen neue …“
Kunde: „Is guud. Kriegsch nu mei Dicket oder net?“
Kundenberater: „Selbstverständlich bekommen Sie Ihr Ticket. Sie können das digitale Abonnement bequem abschließen, indem Sie dieses Antragsformular ausfüllen. Achten Sie bitte darauf, dass Sie Ihre Mobilfunkrufnummer korrekt eintragen.“
Kunde: „Mobilrundfunknummer habbsch net. Wozu des denn?“
Kundenberater: „Na, zur Verifizierung Ihres Accounts für den Download der App!“
Kunde: „Wassn fürne Äpp? Ich will kaa Äpp, ich willn Fahrschein, verdammich!“
Kundenberater: „Ich verstehe nicht ganz: Sie wissen nicht, wie komfortabel solch eine App ist? Sie brauchen doch weiter nichts als ein Smartphone, einen Mobilfunkvertrag und – falls Sie länger im Wald unterwegs sind – eine Powerbank zum Nachladen.“
Kunde: „Und wo issn da der Vorteil, wenn ich des ganze Gerimpel mit mir rumschleppn muss, bloß um mal dem Schaffner nen Fahrschein vorzuzeigen?“
Kundenberater: „Das Ziel der Digitalisierung ist, Daten zu generieren und besser nachverfolgen zu können, auf welchen Strecken wie viele Menschen unterwegs sind. So soll der Nahverkehr verbessert werden. Wir wollen doch nur Ihr Bestes! Einen kleinen Moment bitte … Digitalisierung für Senioren … ich schaue mal nach Kursen bei der Volkshochschule…“
Kunde: „Besser nachverfolgen? Ihr wollt wohl wissen, wo meine Schwammeflecke sei? Iss ja schlimmer wie bei dr Stasi!  Ach, rutscht mir doch alle den Buggel nunner mit eurer Diggedallesierung!
Un dschüss!!!“

Schutzgesetze gehören abgeschafft!

Sie schaden nur.

In der täglichen Praxis hat das Jugendschutzgesetz negative Folgen für den Aufwuchs von Kindern in Deutschland, da potentielle Eltern vom Kinderwunsch abgeschreckt werden, weil die Jugendlichen bei Erreichen der Pubertät praktisch nicht mehr verprügelt werden dürfen.

Klingt irgendwie krude, nicht wahr? Kein Wunder, ist ja auch ein Spässle.

„In der täglichen Praxis hat die Baumschutzsatzung negative Folgen für den Aufwuchs an Gehölzen in Plauen, da private Grundbesitzer von der Neuanpflanzung schutzwürdiger Gehölze abschreckt (sic!) werden, weil diese nach Erreichen der satzungsgemäßen Größe praktisch nicht mehr entfernt werden dürfen.“

Klingt  auch irgendwie krude. – Ist aber leider kein Spässle.
Denn so liest sich die Begründung im Antrag der CDU zur Abschaffung der Baumschutzsatzung der Stadt Plauen, die am 13.11.2019 ins Büro des Oberbürgermeisters flatterte und auf der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung steht. Diese ist – Corona sei Dank – zunächst vertagt worden. Unsere Bäume haben noch eine Galgenfrist bekommen.

„Die Satzung führt teilweise zu sogar unnötigem Abholzen von Gehölzen, da Grundstückseigentümer aus Angst vor der Satzung Bäume vorsorglich entfernen. Dies wird insbesondere durch die sehr restriktive Anwendung der Satzung in Plauen befördert, die von vielen Plauenern als Gängelung empfunden wird.“

Die Baumschutzsatzung führt zu unnötigem Abholzen von Gehölzen?
Da kommt man nicht so leicht drauf! – Alle Achtung.
Aber die Angst, die Restriktionen, die gefühlte Gängelung des freien Bürgers! Was ist denn damit?

Laut Bürgermeister Sárközy wurden in den Jahren 2015 bis 2019 von 1178 Fäll-Anträgen 1040 genehmigt.
Das ist tatsächlich eine äußerst restriktive Handhabung der Satzung. Leider zu Lasten der Bäume. Die sind es, die Angst haben müssen. Aber das kann die CDU doch nicht gemeint haben. - Was dann?

„Mit dem Entfall der Satzung würden 2 VZÄ an Personal entfallen, die sicher dringend an anderen Stellen der Verwaltung benötigt werden. … Der Entfall der Satzung würde somit den Haushalt der Stadt Plauen um ca. 80.000 € jährlich entlasten, dem Zuwachs an Gehölzen in Plauen dienen und unseren Respekt vor der verantwortungsbewussten Bürgerschaft ausdrücken.“

Ahh - da trapst die Nachtigall! - Das Totschlagargument: Die Kosten.
Was die Antragsteller vor Abfassung ihrer Begründung offenbar nicht in Erfahrung bringen konnten, war der tatsächlich benötigte Personalaufwand, der laut zuständigem Bürgermeister nur 0,6 VZÄ *) beträgt. Kleiner Schätzfehler ... nur ums dreifache zu hoch – naja, passiert schon mal.

„Andere Städte und Gemeinden im Vogtland haben ihre Baumschutzsatzungen schon vor Jahren abgeschafft, ohne negative Folgen für den Baumbestand.“

Wer’s glaubt …

 

*) VZÄ: Vollzeitäquivalent, früher als VBE bekannt

Bescheuert

Nach dem Beitrag der ostdeutschen Wähler zum Blauen Auge für den Bundestag 2017 ist den Regierenden der heilige Schreck in die Knochen gefahren. Offenbar ist man in den Wäldern des Ostens nicht recht zufrieden mit der großen Politik. - Was tun?

Das Rezept für die Befriedung der Murrenden wurde alsbald über alle Kanäle in die Welt posaunt. Stellvertretend sei dieser Artikel aus der Leipziger Volkszeitung vom 06.11.2018 zitiert:

Leipzig. Der Westen soll Bundesbehörden an den Osten abgeben – damit sollen gravierende Unterschiede zumindest reduziert werden. „Es darf nicht nur darum gehen, neue Behörden anzusiedeln, sondern wir sollten und werden auch Bestandsbehörden prüfen“, sagt Christian Hirte (CDU), der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, der LVZ. Dazu sei er „mit allen Ministerien im Gespräch“ und arbeite an einer Überprüfung bestehender Standorte. „Fest steht: Es muss auf jeden Fall eine deutliche Erhöhung der Bundesbehörden in Ost- und Mitteldeutschland geben.“

„Die Behörden sollen künftig viel gleichmäßiger über Deutschland verteilt sein. Wir müssen aus den überhitzten Ballungszentren heraus und in die Fläche gehen.“

Und: Zack! Ein neues Bundesfernstraßenamt wird in Leipzig installiert. 200 Arbeitsplätze sollen dauerhaft entstehen. Zu den wesentlichen Aufgaben gehören Planfeststellungsverfahren für Autobahn-Projekte – ein absolut innovativer Beitrag zur Verkehrswende. Gut, dass der Osten so zukunftsfähig aufgestellt wird!

Zwei Jahre später folgt schon der nächste Streich aus dem Hause Scheuer. Es geht Schlag auf Schlag! Dazu konnte man vor ein paar Tagen in der Zeitung folgendes lesen:

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat im kleinsten Kreis monatelang an einem Projekt gearbeitet – an einem millionenschweren Mobilitätszentrum, einer Zukunftsfabrik, die Weltruf erlangen soll.

Das Vorhaben trägt den Namen: „Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft“. Dort solle auf Basis neuer technologischer Möglichkeiten Antworten darauf gefunden werden, „wie sich Menschen in Zukunft fortbewegen wollen und wie Waren transportiert werden“. Die Gesamtinvestitionen beziffert der Minister auf 500 Millionen Euro. Das Geld soll aus dem Bundeshaushalt kommen. 

Zu dem Projekt soll ein Forschungszentrum mit Werkstätten gehören, ein Praxiscampus und mehrere Lehrstühle. „Wir wollen die Mobilität und die Digitalisierung zusammenbringen“, sagt der Minister. Insgesamt 200 Experten könnten an dem Mobilitätszentrum in Zukunft arbeiten. Dort soll es vor allem um die Entwicklungen von alternativen Kraftstoffen gehen, um die Stadtentwicklung von morgen und um neue Mobilitätskonzepte. „Also zum Beispiel um die Frage, welche Hauptbahnhöfe ertüchtigt werden müssen, damit auch Drohnen und Flugtaxis landen können“, so Scheuer.

Das klingt ja super! Und wo soll die Denkfabrik entstehen? Nicht in einem überhitzten Ballungszentrum, sondern in der Fläche! Selbstverständlich in Ost- und Mitteldeutschland, in einer Region, welche Strukturförderung dringend nötig hat! Dort, wo man zukunftsträchtige Arbeitsplätze schaffen muss, an denen innovative Ideen jenseits der altbackenen Konzepte unserer Autolobby entwickelt werden! Vielleicht im Vogtland?
Für unseren Bundesverkehrs- und Digitalinfrastrukturminister, der zufällig bairische Wurzeln hat, keine leichte Aufgabe. Runde um Runde ist er mit seinem Trittroller um den Reichstag gekurvt. Dann endlich – kurz vor den Kommunalwahlen in Bayern - ging ihm ein Licht auf: Es gibt nur einen einzigen Ort in Deutschland, auf den alle diese Kriterien wirklich zutreffen. Und der heißt München.

Wer’s nicht glaubt: Hier kann man sich das komplette Interview des Münchner Merkur mit dem Minister – welches auch sonst recht vergnüglich zu lesen ist – herunterladen.

Der ultimatiefe Beweis:

Windstrom wärmt lokales Klima auf! Trocknet Böden aus!! Und ist für einen Großteil des Temperaturanstiegs verantwortlich!!!

Was uns die Lügenpresse bisher verheimlichte (Download).

Die Forschungsergebnisse der beiden amerikanischen Wissenschaftler mögen auf den ersten Blick verwundern. Wer die zitierte Arbeit aber aufmerksam liest, wird nicht umhinkönnen, ihre Ergebnisse zu respektieren – und die Statistik gibt ihnen ja auch Recht.

Wir konnten den renommierten Diplomphysiker A. R. aus P. gewinnen, diesen komplizierten Sachverhalt für die Nichtakademiker unter uns populärwissenschaftlich aufzuarbeiten und zu erläutern. Er nuanciert den Schwerpunkt seiner Betrachtung noch etwas einleuchtender als die beiden amerikanischen Kollegen und schreibt:

"Welchen Wirkungsgrad hat eine Windenergieanlage? Die Berechnung auf der Basis eines relativ allgemein gehaltenen physikalischen Modells führt zum sogenannten Betzschen Leistungsbeiwert als theoretischer Obergrenze für den erzielbaren Wirkungsgrad einer WEA. Dieser Wert liegt bei 59,3%. Mit anderen Worten: Die Windenergieanlage arbeitet mit mindestens 40,7% Verlust – das ist jedoch ein Idealwert, die reale Verlustgröße dürfte in jedem Fall größer sein.
Angenommen, eine Windenergieanlage hätte eine Nennleistung von 3 MW – einer inzwischen durchaus realistischen Größe. Die Verlustleistung beträgt also mindestens 40,7% - das sind nicht weniger als 1221 kW. Nach offiziellen Angaben des Bundesverbandes Windenergie waren 2018 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 52931 MW installiert. Unter idealen Bedingungen, also bei ausreichendem Wind-Dargebot und ohne erzwungene Abregelung - resultiert daraus eine Verlustleistung von insgesamt ca. 21 GW, die auch schon theoretisch nicht mehr unterschritten werden kann. Verlustleistung wird bekanntermaßen als Abwärme in die Umgebung abgegeben – das fordert allein schon der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik, den jeder Abiturient im Physikunterricht gepaukt haben sollte und der auch durch die alltägliche Erfahrung hinreichend belegt ist."

Und das ist der eigentliche Skandal, der von den Medien vertuscht und von den etablierten Parteien totgeschwiegen wird: Mit der sogenannten Energiewende, die eigentlich zur Abkühlung des Klimas beitragen soll, wird die Atmosphäre durch die Abwärme der Windräder  allein in Deutschland Tag für Tag mit der gigantischen  Leistung von 21 GW aufgeheizt – das entspricht etwa der Leistung des größten Kraftwerkes der Welt, des Drei-Schluchten-Staudammes in China (mit einer installierten Leistung von 22,5 GW). Die Physik lässt sich eben nicht hinters Licht führen!  Und nun wundern sich die selbsternannten „Klimaforscher“, dass die Durchschnittstemperatur der Erde Jahr für Jahr steigt, indoktrinieren die Aufstellung weiterer Windräder und staunen erneut, dass die Erwärmung noch mehr zunimmt. Wie dumm muss man sein, diesen Zusammenhang nicht zu erkennen? Gut, dass es inzwischen unabhängige Institute für Klima und Energie gibt, die es nicht müde werden, die Politik auf ihre offensichtlichen Irrtümer hinzuweisen. Langsam beginnen sich auch endlich alternative Kräfte für Deutschland zu formieren, die diesem Wahnsinn ein Ende bereiten.

Nun wird der eine oder andere (vermutlich dem linksgrünen Spektrum zugehörige) Leser einwenden wollen: Ja, aber was ist denn nun eigentlich mit dem Wald? Der bremst den Wind doch genauso wie Windräder und alles andere, was sich dem Wind in den Weg stellt? Muss der dann, um die Klimaerwärmung einzudämmen, komplett abgeholzt werden?

Nun, diese Frage beantwortet sich dem aufmerksamen Leser eigentlich von selbst. Ist der Wald eine Windenergieanlage? Nein. Hat er eine Nennleistung? Nein, null Kilowatt. Wo keine Nennleistung, da kein Wirkungsgrad, also auch keine Verlustleistung. Wenn keine Verlustleistung dissipiert werden kann, kann auch keine Aufheizung der Atmosphäre erfolgen. Der Wald ist demzufolge klimaneutral und kann stehengelassen werden. q. e. d.

Ein ungeistlich Wort zum Advent

- Selbstgespräch in dunkler Zeit -

Advent - was heißt das?

Wikipedia erklärt es kurz und knapp:
Advent (lateinisch adventus): Ankunft.
Aber da ist viel mehr unliebsame Wahrheit drin, als man denkt.

Wie das?

Zur Adventszeit gehören Kerzenschein und Gemütlichkeit, Raachermannlduft und Pfefferkuchen, Klingklang und Gefühl – für mich neuerdings aber noch ein zusätzliches, sehr markantes Geräusch.

Welches Geräusch?

Es ist schwer zu beschreiben, klingt ein wenig nach Mähdrescher, kombiniert mit Rüttelplatte - nur sehr viel gedämpfter.
Etwa so: Gschkrrsckrrtzzbrummtsskrrorrorklackmzschmatz…
Und, man mag es kaum glauben: Es macht selig.

Warum?

Es befreit mich von einer Last.
Und von noch einer Last.
Und noch einer…

Hä?

Also nochmal von vorn.
Advent heißt: Ankunft.

Ok. Und weiter?

Was ankommt, ist:

  • Ein Bettelbrief der Schwestern Maria.
  • Ein Bettelbrief von der Hunderettung.
  • Ein Bettelbrief von der Aktion Mensch.
  • Ein Bettelbrief von „Vier Pfoten“.
  • Ein Bettelbrief von der Luftrettung.
  • Ein Bettelbrief von Misereor.
  • Ein Bettelbrief vom NABU.
  • Ein Bettelbrief von der Heinz-Sielmann-Stiftung.
  • Ein Bettelbrief von der Fernsehlotterie.
  • Ein Bettelbrief der Jakoma-Indianer.
  • Ein Bettelbrief der Welthungerhilfe.
  • Ein Bettelbrief von „terre des hommes“.
  • Ein Bettelbrief von der UNICEF.
  • Ein Bettelbrief der Johanniter.
  • Ein Bettelbrief von SOS Kinderdorf.
  • Ein Bettelbrief der Caritas.
  • Ein Bettelbrief von den Seenotrettern.
  • Ein Bettelbrief der Christoffel Blindenmission.
  • Ein Bettelbrief …  ach, genug davon – es wird langweilig.

In meiner Ablage häufen sich Mini-Kalender, Adressaufkleber, Grußkarten, kleine Losröllchen, herzzerreißende Milieuschilderungen, Rubbelfelder, Informationsheftchen, Flyer, Tierfotografien, Anklageschriften – und natürlich auch Überweisungsträger. Zusätzlich überhäuft mich ein schlechtes Gewissen. Weil ich anscheinend immer noch zu geizig bin und daher so intensiv bearbeitet werden muss.

Ein schlechtes Gewissen – das ist genau das, was mir in der dunklen Jahreszeit gerade noch gefehlt hat.

Womit habe ich das eigentlich verdient? Etwa damit, dass ich eine gerichtsfeste Zustelladresse mit nicht zugeklebtem Briefkasten besitze?
Selbst wenn ich nur mit einem Euro jeder dieser liebevoll und aufwendig von einem Automaten verpackten Bittgesuche entsprechen würde: Allein schon die Bankgebühren für die beigefügten beleghaften Überweisungen würden mich umbringen. Und wer hätte was davon, außer der Bank? 

Keine Frage: Ich spende. Regelmäßig, nach Kräften. Und nach Gutdünken. Allerdings heimlich.

Wer meine Spendengelder jedoch in Reklamepost umwandelt, vielleicht sogar noch Tropenholz dazu verschleift, Porto und Druckkosten verschwendet und damit letztlich nur Abfall produziert, sendet die Kuverts ab sofort direkt in meinen Schredder. Und zwar ungelesen.

Lange habe ich mit mir gerungen.

Nun aber habe ich mir ein solides Teil angeschafft, welches sogar Büroklammern und Bonuskärtchen unbesehen und zuverlässig häckselt.
Gschkrrsckrrtzzbrummtsskrrorrorklackmzsch … weg.

Also, liebe gemeinnützigen Organisationen: Lasst es zukünftig sein, mir Bettelbriefe zu senden! Es hat keinen Zweck.
Und: Es würde Euch, der Umwelt und Eurem Gemeinnutz guttun. Schlussendlich sogar jenen, denen meine Spenden eigentlich zugedacht waren.

Meine Adresse?

Die habt Ihr doch schon!

 

Eine Bahnfahrt, die ist lustig …

Ob in Heigenbrücken, Barthmühle oder Pirk: Hier regeln Menschen den Bahnverkehr. Das heißt: Zug fährt ein, Lokführer grüßt aus seinem Fensterchen, Bahnhofsvorsteher grüßt zurück, schaut sich um, ob vielleicht irgendein unangemeldeter Güterzug oder ein Radwanderer die Gleise besetzt – nein – gibt freie Fahrt – es geht weiter. Und wenn in jenen Einöden ein einfacher, nicht in die Geheimnisse deutscher Eisenbahnen eingeweihter Mensch, der irgendwohin will, aufschlägt: Er trifft auf einen kundigen Mitmenschen, wird informiert, vielleicht sogar getröstet – und kommt irgendwann tatsächlich weiter.

Das aber geht, wie jeder Controller  weiß, effektiver. Warum muss man diesem Sonnyboy am Haltepunkt, der nur jede Stunde aus seinem Gehäuse auftaucht, ein auskömmliches Monatsgehalt finanzieren, wenn dessen Anwesenheit durch digitale Lösungen ersetzt werden kann? Die Vorteile liegen doch klar auf der Hand! Einsparung von Personalkosten, zuverlässigere Verkehrsleitung, vermindertes Unfallrisiko. Ein Touchscreen als Auskunftsmedium, 24/7 verfügbar, tut‘s doch auch – oder sogar besser, nicht wahr?
Qualität steigern! Personal einsparen! Kosten und Preise senken!

So die Theorie. Die Personaleinsparung hat ja schon mal ganz gut geklappt. Mit der Preissenkung für Bahntickets, das weiß man, ist es seit jeher Essig, und dabei wird’s auch bleiben. Und die Qualität? Sie steigt. Immerfort. Das kann jeder nachlesen - in den kostenlosen Zeitungen der Bahn, angetackert am Gepäcknetz (soweit vorhanden).

Nun die Praxis.
In Plauen, einem Bahnknoten minderer Bedeutung,  konnte man zu Pfingsten 2019 die Segnungen der Digitalisierung ausgiebig genießen.
Der Plan: Man hat ein Gruppentreffen in Chemnitz. Da in Richtung dieser Großstadt Gleise verlegt wurden, über die  außerdem für teuer Geld ein elektrischer Fahrdraht gespannt wurde, dachte man sich: Super. Ich fahre Bahn. Und zwar mit Grünstrom. Das war einem als Bahncard25-Besitzer ja zugesichert worden.
Der Preis für das Regio120-Ticket (17.- €)  ist tatsächlich moderat. Also löst man es rechtzeitig (der adrenalingepushte Kampf mit dem rechthaberischen Fahrkartenautomaten braucht Weile) und stellt sich um 10.45 Uhr am Oberen Bahnhof auf den Bahnsteig 3. Schon beim Erwerb des Tickets wurde neben einem Warnzeichen erwähnt, dass der Zug nach Dresden weder in Glauchau noch in Hohenstein-Ernstthal halten würde. Nun, was schert‘s den, der nach Chemnitz will? Laufschriften auf den Anzeigetafeln wiesen ebenso auf diesen Umstand hin wie die synthetische Ansage  am Bahnsteig, mehrfach wiederholt: Kein Halt in Glauchau und Hohenstein-Ernstthal. Grund: Eine Umleitung. Aber sonst alles planmäßig.
Eine Umleitung? Man kann sich als Bahnreisender ja allerhand vorstellen. Wie jedoch eine Umleitung um Glauchau und Hohenstein-Ernstthal für Elektrozüge bei gleichzeitiger Einhaltung des Fahrplanes funktionieren soll, blieb auch dem mit Phantasie Begabten rätselhaft. Die Schnarrstimme, nennen wir sie mal „Lolita“, beharrte jedoch auf ihrer Idee und sagte diese unverdrossen alle paar Minuten an. Zudem wurde an den Bahnsteigen 3 und 5 gleichzeitig – mit den entsprechenden akustischen Interferenzen – mitgeteilt, dass der Zug nach Sokolov über Jeßnitz (Lolita hatte offenbar ein Problem mit dem „ö“) heute statt am Bahnsteig 5  am Bahnsteig 3 ein- und ausfahren würde. Bahnsteig 3 war mein Abfahrtsbahnsteig nach Chemnitz, der Zug nach Sokolov (über Jeßnitz) aber keine Gefahr – ich wäre da schon lange  weg. Dachte ich.
In Plauen begegnen sich immer zur vollen Stunde die Elektrotriebzüge der Mitteldeutschen Regiobahn – einer fährt weiter nach Hof, der andere nach Dresden. Lolita meldete sich fünf Minuten vor Elf und kündigte die Einfahrt der Züge nach Hof und Dresden an – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass am Bahnsteig bei der Einfahrt Vorsicht geboten sei. Vom Abstand zwischen Zug und Bahnsteigkante, den es sonst eigentlich immer zu beachten gilt, war diesmal keine Rede.
Die Wartenden verließen ihren Unterschlupf und stellten sich am Bahnsteig auf. Gleich kommt mein Zug! Dachten sie. Aber er kam nicht. Weder der nach Hof, noch der nach Dresden.
Armbanduhren wurden mit sorgenvollem Blick geprüft. Erste Smartphones gezückt. Nach zehn Minuten schien klar: Irgendwas stimmt hier nicht. Weitere fünf Minuten später knackte der Lautsprecher und versicherte den nach Aufklärung hungernden Fahrgästen, dass das „Rauchen in diesem Bereich nicht gestattet“ sei. Aha. War das jetzt alles?
Der Zug nach Sokolov über „Jeßnitz“ fuhr entgegen aller Beteuerungen Lolitas nun doch am Gleis 5 ein und aus. Am Bahnsteig 3 wechselte die Anzeige inzwischen auf die höchst informative Aufschrift „Ankunft“. Woher auch immer. Der Zug nach Dresden wurde nunmehr am Bahnsteig 4 – gegenüber - für die folgende Stunde angezeigt. Nichtsdestotrotz fuhr an ebendiesem Bahnsteig ein Zug nach Hof ein. Eine Lautsprecherdurchsage dazu gab es nicht. Fünf Minuten später tauchte ein Zug  mit dem Zielort „Glauchau“ am Bahnsteig 3 auf. Lolita hatte es offenbar endgültig die Sprache verschlagen. Wer sich nicht auf den am Bahnsteig 4 angekündigten Regionalexpress nach Dresden einlassen wollte, stieg hier ein – und war damit gut beraten. Trotzdem: Ein Zug nach Glauchau, der gar nicht dort hält? Wegen Umleitung? Lolita blieb stumm. Ein Mensch, der Auskunft hätte geben können, war weit und breit nicht in Sicht. Alle entsorgt, um der Effektivität willen.
Nach einigen Minuten Wartezeit fuhr der Zug ab und informierte die Reisenden mit Computerstimme, dass man nun nach Glauchau fahren würde - mit Halt in Reichenbach und Zwickau. Chemnitz war offenbar out. Keine Information zu den obskuren Umständen dieser Zugfahrt.
Ich schlingerte in Fahrtrichtung durch die Waggons, bis ich eine wahrhaftig lebendige Zugbegleiterin erblickte und befragen konnte. Die wusste nichts von einer Umleitung (sicherlich war ich ihr mit meiner These auch nicht ganz geheuer), sondern sprach von Schienenersatzverkehr zwischen Glauchau und Hohenstein-Ernstthal. Das klang plausibel, zumal sie diese Version immer und immer wieder, an jedem Sitzplatz, erzählte. Erzählen musste. Auf dem Rückweg zu meinem Abteil war allerdings nicht zu überhören, wie manche Besitzerin eines Kraftfahrzeuges ihre Reue bekannte, sich auf diese Bahnfahrt überhaupt eingelassen zu haben (echte Männer fahren sowieso niemals Bahn).

Dabei stand die wirklich ernste Prüfung erst noch bevor!
Wie üblich: Erst auf der Stahlbrücke über den Flutgraben, danach über die Mulde – wir waren ohne Umleitung in Glauchau angekommen. Die Schaffnerin hatte sich nun offenbar bis zum Zug-Mikrofon durchgekämpft und sagte an, was inzwischen alle schon wussten: Aussteigen!!
Die Fahrgäste des Zuges (hatte man anlässlich der Pfingstfeiertage tatsächlich mit Bahnkunden gerechnet?) füllten alsbald in dichter Menge den Bussteig am Bahnhofsvorplatz. Locker reisende (so wie ich) mit kleinem Gepäck, aber auch große Koffer mit Ziel Dresden und weiter, Kinderwagen und schwer bepackte Fahrräder harrten des versprochenen Schienenersatzverkehrs.

Tatsächlich tauchte nach einiger Zeit ein einzelner Bus auf - und sorgte für Tumult. Eine unsichtbare Stimme verkündete lauthals „‘S gommd noch eener!!“ und bewahrte damit das Fahrzeug vor Demolation. Bevor „noch eener“ kam, erkannten die Radfahrer die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens, mit den Öffentlichen ans Ziel zu gelangen, saßen auf und kurbelten aus eigener Kraft los.
Und wirklich erschien nach einiger Zeit ein weiterer Bus und nahm das zweite Drittel der Wartenden an Bord. Irgendein Beauftragter ließ sich noch mit der Ansage „Heute nicht für Fahrräder!“ vernehmen – was inzwischen aber niemanden mehr interessierte. Erstaunt musste ich registrieren, aus welch geringem Anlass man die Contenance verlieren und auf Ellbogenmentalität umschalten konnte.
Immerhin versuchte der Busfahrer mit einigen lässigen Bemerkungen die aufgeheizte Stimmung in seiner vollgeschlichteten Sardinenbüchse zu entspannen.

Der Bus überholte die flott vorankommende Radlertruppe und erreichte den Haltepunkt St. Egidien, den niemand auf dem Schirm hatte. Dann erscholl über die Bordlautsprecher die Ansage: „Nächster Halt: Zwickau Hauptbahnhof“ – aber die Lachmuskeln der Reisegesellschaft zuckten nur noch matt.
In Hohenstein-Ernstthal stand ein Zug schon zur Weiterfahrt bereit. Der Zugbegleiter jedoch irritierte die Ankommenden mit der Frage: „Wo kommt Ihr denn jetzt her?“
Den mehrfach vorgetragenen Wunsch, nun endlich schnell weiter per Regionalexpress nach Dresden zu reisen (wie es eigentlich vorgesehen war), musste er abschlägig bescheiden – denn der RE war schon weg, mit den Reisenden aus dem ersten Bus. Wer zuerst kommt, mahlt eben auch zuerst.
Letztlich musste man hochzufrieden sein, dass der zufällig hier stehende Zug – wenn auch nur als Regionalbahn – wenigstens in die richtige Richtung fuhr. So kam man nach gut 2 ½ Stunden doch noch in Chemnitz an. Immerhin etwas schneller, als wäre man geradelt. Und mit großem Stolz: Total digitalisiert und mit Ökostrom gefahren!
Wo das letzte Drittel der Leute, die in Glauchau auf einen SEV-Bus gewartet hatten, abgeblieben ist, weiß der Geier. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – eine leicht zu merkende Regel aus den Zeiten der перестройка, die immer noch - und besonders auch für den Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs - gilt.

Wer für nur 17 Euro ein derartiges Abenteuer geboten bekommt – wer will denn dann noch Auto fahren???

 

PS:
Ist eigentlich schon mal aufgefallen, dass alle paar Monate wichtige Eisenbahnverkehrsknoten (Halle, Erfurt, Leipzig …) über Tage hinweg komplett lahmgelegt werden, weil ein Software-Update in das digitale Stellwerk eingespielt werden muss? Auch dafür, dass Lolita in Plauen am Bahnsteig 3 oder sonst wo, vermutlich von einem indischen Callcenter aus gesteuert, weiterhin ungestraft Unsinn labern kann?
Bald wird man auch noch die Lokführer einsparen und gänzlich „autonom“ fahren. Dann wird Bahnfahren noch viel, viel lustiger - versprochen!

Neue Geschichten von Herrn B.

Heute: Dolchstoßlegende 2.0

Zitat: 

Wie ein Angriff von außen

Der de facto beschlossene Kohleausstieg kann nur mit Verständnislosigkeit oder Entsetzen zur Kenntnis genommen werden. Wie kann ein Land nur derart selbstzerstörerisch die Lebensgrundlage seiner Bürger demontieren. Die Regierung geht dabei vor wie ein äußerer militärischer Angreifer. Um den feindlichen Staat in die Knie zu zwingen, werden als Erstes dessen Schlüsselindustrien zerstört. Mit dem absehbaren Ende der Autoherstellung ist diese Phase 1 fast abgeschlossen. Parallel dazu liegt die Energieversorgung unter Dauerbeschuss. Mit dem Ausstieg aus Kernkraft und Kohle ist auch diese Bastion unseres einstigen Wohlstandes nicht mehr zu halten. Phase 2 des Angriffs war somit auch erfolgreich. In Phase 3 des Feldzuges kommt die vollständige Abhängigkeit des besiegten Landes. In unserem Fall die von russischen Erdgaslieferungen, als einziger noch verbleibender, grundlastfähiger Energiequelle des ehemaligen Industrielandes. Bei Präsident Putin knallten sicher die Krimsektkorken. Einmalig in der Geschichte ist jedoch, dass diese Attacke nicht von außen kam. Der Bevölkerung, die die Milliardenbeträge aufbringen muss und mit explodierenden Strompreisen ausgepresst wird, muss man natürlich eine Alibigeschichte erzählen. Aber selbst die Menschen, die an das Märchen vom bösen CO2 glauben, dürfte wundern, dass beispielsweise China jedes Jahr ungefähr so viele neue Kohlekraftwerke baut, wie Deutschland insgesamt besitzt. In Indien und anderen Schwellenländern ist das nicht anders. Neue, fast fertige Kraftwerke dürfen nicht in Betrieb gehen, hochmoderne Anlagen werden verschrottet – eine größere Ressourcenverschwendung und Umweltbelastung ist kaum denkbar.

Dieter Blechschmidt, Plauen 

Ende des Zitates.

Anmerkung der Redaktion: Herr B. ist Ortsvorsteher von Straßberg und parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion im Plauener Stadtrat sowie Kreisrat des Vogtlandkreises. Auch für die Kommunalwahl 2019 geht er als CDU-Kandidat für beide Gremien ins Rennen. Vorstehende militärstrategische Analyse hat er in der „Freien Presse“ am 06.02.2019 veröffentlicht. Herr B. ist Diplom-Ingenieur für Energie- und Umwelttechnik und hat sich bereits 2012 im Nebenfach bleibende Verdienste als Wunderheiler im Kampf gegen die Geißel der Homosexualität erworben.

Hinz und Kunz

Hinz: Und, wie war der Urlaub?

Kunz: Ging scho. Scheene Gegend, aber de Leit …

Hinz: Wassn?

Kunz: Naja, weeßnich. Bauen ihre Achterbahnen aus Holz.

Hinz: Macht doch nix, wennse ordentlich fahrn...

Kunz: Und überall Müll. Alles voll. Und merken nüscht.

Hinz: Wie jetzt, merken nüscht?

Kunz: Also pass uff. De Leit wundern sich, dasse im Müll ersticken. Dann fragense Ihren Potzebberschten, was los ist – aber der sagt nix. Dabei brauchense doch bloß Zeitung lesen. Früher hammse ihrn Müll in so ne Sammelstelle geschafft und dort immer mal abgefackelt. Weg warer. Manche hamm sich uffgeregt wegen dem Gestank, aber de Potzebberschten hammse immer wieder beruhigt: Alles gut! Der Qualm is zwar schwarz, aber nich giftsch.
Trotzdem hatten de Leit irgendwann de Faxen dicke un hamm gesagt: Itze is Schluss!
Seitdem liegt der Müll halt rum.

Hinz: Und nu?

Kunz: Nuja. Woannersch in der Gegend hatten se so ne Chemiebude, die war pleite und is weggebaggert worn. Dummerweise hammse ooch de Esse mit weggemacht, die hättmer später vielleicht noch gebraucht. Aber ne scheene plane Fläche is itze dort. Und da soll nu wieder was druff.
Merkste was?

Hinz: Nee, wassn?

Kunz: Du merkst ooch nüscht. Also pass uff: Gleich bei der ehemaligen Chemiebude sollte eigentlich ä großes Naturschutzgebiet anfangen, wasse im Tal naufwärts eirichten wollten, weils dort eigentlich ooch ganz schee is. Un nu geht der Chef von der Stadt uff de Barrikaden, weil er sei Gewerbegebiet in Gefahr sieht, die scheene leere Fläche, weeßte? Laut sagen tut keener was, aber wennde eins und eins zammzählen kannst: Der viele Müll, die erschlossne Fläche – und dann glei um de Eck ä Naturschutzgebiet?

Hinz: Ahhh – daher weht der Wind. Und de Leit merken nüscht?

Kunz: Nee. Sag ich doch. Die merken nüscht.

Außerordentliche Vollversammlung unter Tage

- Ein Märchen -

Der König der Ratten rief sein Volk im Hauptsammler der Stadt Dresden zusammen. Als endlich alle beieinander waren, trat er ans Pult, und das aufgeregte Fiepsen und Rascheln des Publikums wich einer erwartungsvollen Stille. 

„Liebes Volk“, sprach der König mit ernster Miene. „Ihr wisst, welch tiefe Feindschaft uns mit der über uns wohnenden Plage verbindet. Nachdem die Sappen…“
Hier brach leichte Unruhe aus. (Für Unkundige: Seit jeher wurde der Homo Sapiens von den Ratten nur verächtlich „Sappe“ genannt.)
„Nachdem also die Sappen vor einiger Zeit auf der Erde erschienen waren und unsere per Beulenpest eingeleitete Säuberungsaktion leider fehlschlug, vermehren sie sich nun wie die Karnickel, fressen alles kahl und verrichten ihre Notdurft in unsere Behausungen.“ Tausendfaches Murren. „Wo es nur geht, versuchen sie uns zu vergiften oder zu erschlagen. Sie stellen uns Fallen oder hetzen  wilde Tiere auf uns.“ Allgemeines Seufzen und vereinzelte Buh-Rufe.

„Doch nun, vollkommen überraschend, bietet sich die einmalige Gelegenheit, einen Waffenstillstand auszuhandeln.“ Ungläubiges Staunen. 

„Der sächsische Chefsappe hat nämlich am 5. Februar im Vogtland öffentlich erklärt, dass es nun genug Rotmilane gäbe und man gewissen Zeitgenossen endlich ihre rechtlichen Instrumente, diese gefräßigen Ungeheuer weiter zu hätscheln, aus der Hand schlagen müsse - um Planungen zu beschleunigen.“ Das Auditorium konnte den komplizierten Ausführungen zwar nicht ganz folgen, verstand aber zumindest, dass es hier gegen den Rotmilan, einen gefürchteten Angreifer aus der Luft, ging. 

„Liebes Volk! Der Feind unserer Feinde ist unser Freund!!!“

Beifälliges Füßescharren tönte durchs Gewölbe.
„Wir sollten diese überaus rättliche Initiative des Chefsappen honorieren und ihm Mut machen, auch andere Obersappen von dieser Strategie zu überzeugen. Ich schlage deshalb vor, ihm den Titel „Ehrenratte des Jahres 2019“ zu verleihen. Wer dafür ist, den bitte ich um das Schwanzzeigen.“

Augenblicklich zuckten tausende rosa Schwänzchen in die Luft und zitterten vor Erregung.

„Danke. Damit ist die Ehrung beschlossen.“ Die Versammlung wurde aufgelöst, das Publikum zerstreute sich und ging wieder an die Arbeit.

Leider weiß der sächsische Chefsappe bis heute nicht, dass er zur Ehrenratte des Jahres ernannt wurde, denn der Emissär, der ihm die Urkunde überbringen sollte, wurde auf dem Carolaplatz von einer schwarzen Limousine plattgefahren.

Schade.