An Enthusiasmus mangelt es nicht!
Unser 2023 neu gewählter Vorstand schaut optimistisch in die Zukunft.
Beinahe wäre es passiert.
Beinahe wäre unser Pflänzchen „Regionalgruppe“ eingegangen, weil die Zugpferde ermattet waren, weil sie einfach mal eine Pause brauchten, weil sie in die zweite Reihe zurücktreten wollten.
Doch was macht ein Karren ohne Zugpferde? Er bleibt stecken.
Das wollten Susanne und Stefanie nicht zulassen. Sie wollten sich nicht damit abfinden, dass in Zeiten, in denen Klima, Natur und Umwelt in beängstigender Weise in Bedrängnis geraten sind, eine BUND-Regionalgruppe einfach aufhört zu existieren.
Nicht, dass die beiden über Langeweile zu klagen hätten – im Gegenteil: Beruf und Familie fordern mehr Zeit, als ein geregelter Tagesablauf dafür bereithält. Trotzdem möchten sie ihren Beitrag dazu leisten, dass ihre Kinder – und nicht nur die - auf einem intakten, lebenswerten Planeten aufwachsen können. Also erklärten sie sich bereit, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen und stellten sich zur Wahl. Das ist eine beispielhafte Antwort auf die banale, aber oft gehörte Frage: „Was kann der Einzelne denn schon tun, wo er doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist?“
Ihnen zur Seite stehen Beate, Manfred (der zum Fototermin leider verhindert war) und Volkmar. Sie teilen gerne ihre langjährige Erfahrung in der Vorstandsarbeit mit Susanne und Stefanie, damit unsere Regionalgruppe erfolgreich durch die Wirren der Zeit gesteuert werden kann.
Übrigens, um im eingangs beschriebenen Bild zu bleiben:
Wir kommen besonders in schwierigem Gelände alle schneller voran, wenn ab und zu jemand vom Karren springt und schieben hilft. Denn die Probleme, die weiter unten schon vor längerer Zeit aufgelistet wurden, sind ja immer noch da, unsere Ziele haben wir noch lange nicht erreicht.
Die Bitte des neu gewählten Vorstandes an die Mitglieder ist also: Helft mit, bringt euch aktiv mit ein! Denn nur mit eurer Mitarbeit können wir es schaffen. Wir zählen auf euch!
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Was soll das? Jammern auf hohem Niveau? Das Vogtland - "Sinfonie der Natur", eine Landschaft, deren "Grün der Wiesen und Wälder hier viel heller und frischer als anderswo, ja sogar als in Irland ist.“ (Yehudi Menuhin) - muss man das mit solchen überholten Parolen diskreditieren? Die Weiße Elster stinkt nicht mehr, hat keine bunten Schaumkronen in den Stromschnellen, der Braunkohlemief ist weg und damit auch der Pseudokrupp unserer Kinder, Leitungswasser ist bedenkenlos trinkbar, Nahrungsmittel sind gegen alle möglichen Allergien gekennzeichnet, die fast ausgerottete Flussperlmuschel beginnt wieder Bäche zu besiedeln und das Waldsterben ist besiegt *). Sogar die Uranbergbauhalden von Zobes sind grün bewaldet. Also: Was soll das?
Eigentlich sollten die Spatzen unsere Botschaft von den Dächern pfeifen. Sie können es aber nicht mehr. Der "Vogel des Jahres 2002" sitzt stattdessen auf der Vorwarnliste der vom Aussterben bedrohten Arten. Andere Tiere, die früher als "Plage" galten, sind da sogar schon weiter. Zum Beispiel der Feldhamster. Den wird in ganz Südwestsachsen niemand mehr finden. Wer sich ernsthaft dafür interessiert, wird jede Menge solcher Defizite ausmachen können - bei Vögeln, Kleinsäugern, Insekten, Pflanzen, sogar Moosen. Immer mehr davon geht zugrunde. Nicht nur Bienen sterben, sondern die Insekten insgesamt. Drei Viertel des Bestandes (nach Menge) seit der Wende sind weg! Der Autofahrer merkt das am gesunkenen Verbrauch der Scheibenwaschanlage und freut sich darüber, die Oma jedoch sitzt traurig vorm verwaisten Vogelfutterhäuschen. Die wirklich harten Konsequenzen dieser Entwicklung hat aber noch nicht jeder auf dem Schirm.
Wir schon.
Wohin soll die Reise gehen?
Wenn man sich das Gemälde "Sommerlandschaft" des Jocketaer Malers Wolfgang Sachs anschaut, wird man möglicherweise eine Ahnung davon bekommen, worum es geht.
Worum es nicht geht: Um einen Rückschritt in die "gute, alte Zeit". Denn es steht außer Frage, dass Menschen nicht hungern sollen. Sie sollen auch Bildung, Erziehung und Fürsorge genießen. Sie sollen ein Dach über dem Kopf haben und nicht frieren müssen. Ihren Lebensabend sollen sie menschenwürdig gestalten dürfen. Bei Krankheit soll ihnen wirksam geholfen werden können. Das alles soll möglich sein, ohne dass sie dafür in körperlicher oder geistiger Fron dienen müssen.
Es gibt aber auch noch ein anderes, nicht weniger wichtiges Ziel - nämlich das, was in der christlichen Kultur "die Bewahrung der Schöpfung" genannt wird. Für uns steht außer Zweifel, dass menschenwürdiges Leben nicht mehr gewährleistet ist, wenn das empfindliche ökologische Gleichgewicht auf der Erde dauerhaft gestört wird. (Es geht dabei um alle Menschen, nicht nur um den gutsituierten Mitteleuropäer in sicherer Wohnlage mit krisenfest gefülltem Vorratskeller.)
Das hochkomplexe Ökosystem des "Blauen Planeten" läßt sich nicht so einfach nach unseren Wünschen steuern, insbesonder nicht unter dem Aspekt des Strebens nach Maximalprofit. Von den phantastischen Szenen der Virtuellen Realität - so traumhaft sie sich manchmal darstellen - dürfen wir uns nicht täuschen lassen! Das sind nur Gaukeleien.
Wer noch in der wirklichen Realität lebt, dem stellen sich stattdessen drängende Fragen: Muss mit einem Pestizid alles "Unkraut" vernichtet werden, um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern? Sollten nicht lieber blühende Feldraine als Lebensräume erhalten werden? Welche Wertschätzung genießt die Kreatur, die für uns nicht unmittelbar nützlich ist, aber dennoch existieren will? Sollte man nicht lieber regionale Produkte kaufen, auch wenn sie etwas mehr von unserem sauer verdienten Geld kosten? Sind sechsspurige Autobahnen überlebenswichtig, oder soll man besser den Schienenverkehr fördern beziehungsweise gleich ganz auf die Vermeidung von Transport setzen? Brauche ich wirklich jeden Tag Billigfleisch für meine Ernährung? Wie wichtig ist es, immer die neueste Generation eines iPhones sein Eigen zu nennen? Muss man ausschließlich in die Ballungszentren investieren oder kann man auch den ländlichen Raum lebenswert gestalten? Brauchen wir unbedingt einen fetten Allrad-SUV, um auf einer glatt asphaltierten Autobahn dahinzugleiten? Sind Massentierfarmen alternativlos? Benötigt man gentechnisch manipulierten Mais für die Großproduktion von Treibstoffen? Ist ungebremstes Wirtschaftswachstum die allein seligmachende Idee, oder gibt es auch nachhaltigere Ansätze?
Jeder Mensch wird sich diese Fragen anders beantworten. Mancher, der mit dem ganzen Gedöns hier nichts anfangen kann, schließt spätestens jetzt das Browserfenster.
Andere werden sich intensivere Gedanken machen und sich vielleicht auch mit Gleichgesinnten dazu austauschen wollen.
Und manche wollen etwas tun.
Im BUND Vogtland gibt es dazu Gelegenheit - und zwar ohne jeden Dogmatismus. Man kann als Mitglied still seinen Beitrag leisten oder aktiv mitwirken. Man kann sich speziellen Themen widmen oder sich für übergreifende Anliegen einsetzen. Jeder kann auf seine Weise den Slogan "Global denken - lokal handeln" mit Leben erfüllen. Selbst der kleinste Beitrag dazu ist nützlich, und aus der Summe winziger Schritte entsteht möglicherweise doch eine sichtbare Bewegung. Wir freuen uns über jeden, der sich in irgendeiner Weise beteiligen will. Wenn Sie zu uns gehören möchten, klicken Sie einfach den roten Button an. Ihre Antragsdaten werden dann vom Bundesverband aufgenommen und an uns weitergegeben. Nur Mut!
*) so schien es jedenfalls 2017, als dieser Text entstand. Ein Irrtum, wie wir nun wissen.