Schmetterlingswiesen am Seehaus in Plauen - eine Chronologie
Der Anfang - Frühjahr 2017
Wir wollten mit Unterstützung der Stadt Plauen zwei Brachflächen im Garagenkomplex am Seehaus zu Schmetterlingswiesen entwickeln. Das Jahr verging mit Verhandlungen über einen entsprechenden Vertrag. Dann war es soweit: 2018 konnte die Arbeit beginnen.
Das Projekt reiht sich in die sachsenweite Aktion "Puppenstuben gesucht" ein und soll die dort beschriebene Behandlung - vor allem eine schmetterlingsfreundliche Mahd - erfahren. Die Stadt Plauen hatte die Flächen bereits nach diesen Empfehlungen gemäht. Man kann schon jetzt erkennen, dass eine Schmetterlingwiese nicht dem "Ideal" des Englischen Rasens entspricht und dem auch nicht entsprechen darf: Die Gräser und Stauden müssen aufwachsen und blühen können. Deswegen darf nicht zu zeitig gemäht werden. Ein Teil des Aufwuchses muss stehen bleiben und dient den Schmetterlingen in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien als Winterquartier. Manche vom Kleingärtner gehassten Pflanzen (zum Beispiel Disteln und Brennesseln) sind hier willkommen, dienen sie doch als Nahrungspflanze für zahlreiche Insektenarten.Das Bundesamt für Naturschutz hat eine Hitliste der bei den Schmetterlingen beliebtesten Pflanzenarten veröffentlicht. Vizemeister (nach der Eiche!) ist hier die auch auf unserer Schmetterlingswiese wachsende Weide. Und der vielgerühmte Bienenfreund (Phacelia)? - abgeschlagen, unbeliebt! Wer hätte das gedacht?
Wir werden an dieser Stelle über die weitere Entwicklung der Wiese und ihre hoffentlich bald vielfältige Bewohnerschar berichten.
Frühjahr 2018
Nach Müllberäumung im Umfeld kann die Wiese nun zuwachsen. Bläulinge und Distelfalter flattern bereits umher und finden Nahrung.
Spätsommer 2018
Verschiedene Kleesorten sind aufgewachsen und spenden nicht nur Schmetterlingen, sondern auch Bienen und Hummeln Nektar. Eine weitere Garagenzeile musste weichen. Die vergrößerte Fläche und auch die zweite Wiese wurden durch die Stadtverwaltung mit Granitblöcken eingefriedet.
Zahlreiche Schachbrettfalter - der Schmetterling des Jahres 2019 - besuchen vor allem die Rotkleeblüten.
Frühling 2019
Es geht ins dritte Jahr ...
Wieder haben Umweltflegel das Gelände mit Unrat verschandelt. Wir räumen auf.
Blühpflanzen haben es nicht leicht auf dem Standort und sollen durch einen aufgegrubberten Streifen gefördert werden. Ob es klappt? Das Einbringen einer Saatmischung für Schmetterlingswiesen hat bisher jedenfalls noch keinen Erfolg gezeigt. Überhaupt machten sich Schmetterlinge bis hin zum Sommeranfang recht rar - nur die dieses Jahr wieder starke Invasion der Distelfalter war auch hier zu spüren.
August 2019
Es ist Hochsommer. Die Wiese muss gemäht werden. Das geschieht - wie immer - mit Vorsicht. Die Insekten sollen möglichst nicht geschnetzelt werden, deshalb kommt ein Balkenmäher zum Einsatz. Natürlich bleibt auch wieder ein Teil des Krautes stehen. So können sich die Tiere nach dem Verlust ihrer Lieblingspflanze in eine Parzelle nebenan retten. Wie wichtig das ist, sieht man, wenn man näher herantritt. Überall summt und krabbelt es - auch wenn 2019 wohl kein besonders gutes Schmetterlingsjahr war.
Einige Tage später streift Luisa Lippmann, eine Dresdener Biologiestudentin aus Plauen, durch das Gelände und nimmt einige der typischen Pflanzen auf.
Juli 2020
Das Sommerwetter der letzten Tage mit seinen Regenschauern hat die Wiese zum Erblühen gebracht und einige Schmetterlinge angelockt. Ein kleiner Streifzug.
September 2020
Die jährliche Mahd wurde notwendig. Nur vier ältere Herrschaften nahmen es auf sich, bei spätsommerlicher Hitze die Balkenmäher über das unebene und mit unliebsamen Überraschungen (z. B. aus dem Boden ragenden Baustahl) gespickte Gelände zu führen. Wegen dieser Rasenmähertöter wurde die ISP Plauen alarmiert. Kurz darauf tauchten zwei MitarbeiterInnen auf und flexten in nullkommanix die Baustähle weg.
Ganz herzlichen Dank für die schnelle Reaktion!
Trotz Dürre und fragwürdigem Untergrund waren die wilden Pappeln und Birken auch in diesem Jahr üppig gesprossen und mussten ausgeschnitten werden. Der daraus resultierende Reisighaufen erreicht beachtliche Ausmaße!
Nach fünf Stunden waren die Akteure geschafft - und hatten doch nicht alles geschafft. Ein weiterer Einsatz wird nötig sein. Aber immerhin: Es ist was zu sehen.
Und die Schmetterlinge? Ein Kohlweißling und ein Bläuling flatterten über die Wiese. Ob sie wissen, wie wir für sie schwitzten?
April 2022
Die Fläche an den Seehausgaragen ist nicht wiederzuerkennen: Großräumige Abbrucharbeiten haben begonnen.
Bei frischer April-Luft mit eingelagerten Schauern beteiligten wir uns am Plauener Frühjahrsputz und sammelten Müll ein. Außerdem wurden zahlreiche Birken- und Weidenschößlinge entfernt, um einem Verbuschen der Schmetterlingswiesen vorzubeugen. Einige größere Gehölzgruppen, vor allem Weiden, dürfen stehenbleiben. Dort sind auch schon die Kätzchen erblüht, welche den ersten Nektar für hungrige Insekten anbieten.
Seit heute informiert auch eine Hinweistafel interessierte Spaziergänger darüber, was es mit diesen "unordentlichen" Wiesen auf sich hat. Eine weitere Tafel soll demnächst an der zweiten Fläche aufgestellt werden.
August 2023
Die im vorigen Jahr abgeräumten Garagen und die Auffüllung des Geländes mit Bodenaushub von der Sporthallen-Baustelle des Plauener Lessing-Gymnasiums haben eine Ruderalfläche ergeben, die gern von Wildblumen besiedelt wird. Hier hat der Mensch tüchtig mitgeholfen, ein verlockendes Angebot für Schmetterlinge und Wildbienen zu schaffen. Wenn das nicht nur die Insekten, sondern auch manche Menschen mehr wertzuschätzen wüssten, wäre uns allen geholfen.