Regionalgruppe Vogtland

Das kleinere Übel?

13. April 2024 | Umweltgifte, Flüsse & Gewässer

Die Polizeiverordnung der Stadt Plauen widmet dem Salutschießen mit Böllergeräten und Vorderladerwaffen einen ganzen Paragraphen. Dazu wird genau erläutert, was unter einer Vorderladerwaffe eigentlich zu verstehen sei. Offenbar ist das ein überaus wichtiges Thema. Deutlich weniger (genauer gesagt: gar keine) Würdigung erfährt in dem Papier das Wort „Zigarettenkippe“. Dabei sind, aller Erfahrung nach, ordnungswidrig entsorgte Zigarettenkippen viel häufiger zu beklagen als unerlaubt abgefeuerte Vorderlader.

Menschen stehen an einem mit Sammelmüll beladenen Anhänger, im Vordergrund Zigarettenkippen Die Kippen sind im Sack!  (© BUND RG Vogtland)

Eher beiläufig, in §19, Absatz 2, wird erwähnt: „Es ist untersagt, Abfälle, Wertstoffe oder andere Gegenstände außerhalb der dafür zur Verfügung gestellten Behältnisse liegen zu lassen, wegzuwerfen oder abzulagern.“
Ein prägnantes Beispiel für das allseits geliebte Verwaltungsdeutsch.

Im wirklichen Leben ist die kleine, keiner behördlichen Erwähnung werte Zigarettenkippe ein großes Problem. Denn es handelt sich um hochgiftigen Plastikmüll. Ein einziger dieser Stummel enthält mehr als 4000 verschiedene Schadstoffe (darunter 50 karzinogene Substanzen), kann 50 Liter Grundwasser verderben und benötigt bis zu 15 Jahre Zeit zu seiner vollständigen Verwesung.

Andere Städte haben das bereits erkannt. Eine weggeworfene Kippe kostet in München 55 €, in Berlin 35 € und in Dresden immerhin auch schon 10 €. Schaut man sich an öffentlichen Plätzen in Plauen um, so lässt das Ordnungsamt jährlich viele Tausend Euro an möglichen Bußgeldern einfach im Sand liegen. Denn auch in dieser Stadt werden ständig Fluppenreste „außerhalb der zur Verfügung gestellten Behältnisse liegengelassen, weggeworfen oder abgelagert“. Straffrei, wie es scheint.

Zum diesjährigen von der Stadt Plauen ausgerufenen Frühjahrsputz haben wir uns des Übels angenommen und am Elsterradweg vom Stadtbad bis hinauf nach Straßberg Müll abgesammelt. Nicht nur Kippen, sondern alles, was auch sonst nicht in die freie Natur gehört.

Wie emsig man Zigarettenstummel klauben muss, bevor der Boden des Eimerchens wenigstens faustdick mit den stinkenden Sargnägeln bedeckt ist, stellte die Motivation der Helferinnen und Helfer auf eine harte Probe. Doch wenn man umrechnete, wieviel Grundwasser nun nicht mehr durch dieses Zeug vergiftet werden kann und man damit sicher einige hundert Badewannen füllen könnte, munterte das die Gemüter wieder auf.
Danke an alle, die sich stoisch und heiter dieser Sisyphos-Aufgabe gewidmet haben!

Dass es seitens der Stadtverwaltung null Unterstützung bei der Entsorgung des gesammelten Mülls gab, lässt allerdings tief blicken. Vielleicht sollte auch dort mal ein eiserner Besen kehren?

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