Streuobstwiesen und Bauerngärten
Das sind traditionelle Formen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben und in früheren Zeiten das Bild der Dörfer prägten. Auch hierbei, das ist keine Frage, hat der Mensch verändernd in die Natur eingegriffen und sie sich zu seinem Nutzen dienstbar gemacht - wie das die heutige Agrarindustrie ja auch tut. Nur waren die Mittel ganz andere und der unmittelbar darin lebende Mensch (und nicht der Profit eines irgendwo residierenden Weltkonzerns) bestimmte das Maß des Handelns - mit dem entsprechenden Ergebnis.
Die kleinteilige Kultivierung mit einer Vielzahl verschiedener Nutzpflanzen, eine extensive Beweidung oder Mahd, die Pflanzung heimischer Obstgehölze, das Zulassen von Brachen mit Wildkräutern und vor allem der Verzicht auf Spritzgifte hatten dabei zu einem Artenreichtum geführt, der oftmals heutige Naturschutzgebiete im den Schatten stellen würde.
Leider befinden sich auch ökologisch bewirtschaftete Bauerngärten und Streuobstwiesen auf dem Rückzug. Manchmal werden sie der Bequemlichkeit oder einem fragwürdigen Schönheitsideal geopfert - und manchmal stehen sie auch nur profitableren Investitionen im Weg.
Eine Hommage an diese Kulturbiotope finden Sie im nebenstehenden Informationsangebot.
Im Plauener Pfaffengut kann man sich einen Bauerngarten sowie eine Streuobstwiese im Original anschauen und sich selbst ein Bild davon machen, wo hier die Unterschiede zur industriellen Landwirtschaft liegen. Natürlich kostet die traditionelle Bewirtschaftung viel mehr Arbeit, vor allem Handarbeit. Die Früchte sind optisch nicht immer makellos und obendrein teurer als im Supermarkt. Wenn man aber weitere Kriterien wie Geschmack, Gesundheit und Naturverträglichkeit in die Betrachtung einbezieht, sind sie eine bedenkenswerte Alternative zum genormten Agrarprodukt.
Die Streuobstwiese im Pfaffengut ist 1,9 ha groß und wird von Volker Lindner betreut, der vielen sicher durch seine Baumschnitt-Seminare bekannt ist. Hier wachsen 200 Bäume, davon ca. 65% Äpfel, aber auch Kirschen, Pflaumen und Walnussbäume sowie als Ergänzung je eine Baumhasel, eine essbare Vogelbeere, eine Quitte, eine Mispel und ein Wildapfel. Die Bäume werden, so lange sie jung sind, alle zwei Jahre geschnitten - später alle fünf Jahre. Gegen Wildverbiss müssen sie durch Baumschutzgitter geschützt werden. In den Kronen laden zahlreiche Nistkästen zum Brüten ein und die Wiese wird vom Pfaffengutverein so gemäht, dass die darin lebenden Insekten möglichst wenig beeinträchtigt werden. Zur Ernte werden die Bäume - wie im Märchen bei Frau Holle - geschüttelt, und das reife Leseobst wird zu Saft verarbeitet. 500 Liter kommen da schon mal zusammen! - Wer einmal davon kosten will, kann vorbeikommen. Jedoch nicht nur dazu.
Wer sich für Streuobstwiesen interessiert und vielleicht sogar bei der Betreuung mithelfen will, melde sich bitte bei uns! Der Baumschnitt erfolgt im März, helfende Hände bei Reparatur und Aufstellung der Wildschutzgitter sind Ende April oder ab Mitte August willkommen - ebenso zur Apfelernte im Oktober. Wann genau wir einen Apfelerntetag veranstalten, wird im Terminkalender zu lesen sein.
Naturverträgliche Garten- und Landschaftsgestaltung kann man im kleinen Stil selbst machen: Die insektenfreundliche Umgestaltung einer Ecke im eigenen Garten, die Spende eines Obstbaumes für eine Streuobstwiese in der Umgebung oder der Abschied vom englischen Rasen im Vorgarten zugunsten einer Schmetterlingswiese und - ganz wichtig! - der Verzicht auf Gifte jeglicher Art wären kleine, aber wichtige Schritte in eine bessere Zukunft - schaffen sie doch wieder Raum für reiches und vielfältiges Leben. Streuobstwiese und Bauerngarten im Pfaffengut sind dafür anschauliche Beispiele.